Otto
Mühl

1925 - 2013

Otto Mühl prägte in den 1960er-Jahren mit seinen Materialaktionen den Wiener Aktionismus - doch war die Malerei immer sein wichtigstes künstlerisches Ausdrucksmittel, auch wenn er in seinen Manifesten zur Zertrümmerung des Tafelbildes aufruft. 1973 führte er seine letzte öffentliche Aktion durch, bevor er sich ab 1974 wieder der Malerei zuwandte. Ab 1967 arbeitete Mühl am ZOCK Komplex - ein aktionspolitisches Programm. Bildnerisches Zentrum von ZOCK ist eine Porträtserie (1967/68) von Politikern und Publikumslieblingen dieser Zeit, als skurrile und karikaturistische Attacke gegen die Gesellschaft. Er bezog sich in seinem Malstil und seiner Themenwahl mit Absicht auf Heroen der Kunstgeschichte wie Vincent van Gogh und Picasso, um deren fast mystische Vergötterung als Außenseiter der Gesellschaft aufzuzeigen. Durch scharfsinnige Interpretation, Reflexion und Zitation der überragenden Künstlerfiguren und deren Stilformen entstanden Paraphrasen, die eine sehr menschliche, triebgesteuerte Existenz sichtbar machen und der Malweise neue Bedeutung und Energie verleihen.

Meine Malerei ist aktionistische Konzeptmalerei. Ich komme ja auch vom Aktionismus. Ich bin Darsteller der polymorphen Perversität der Gesellschaft. ... Otto Mühl

Das bildnerische Schaffen von Otto Mühl reicht von konzeptuell strukturierten Materialbildern über extrem gestische Ausdruckskunst bis hin zu einer flächigen grafischen Darstellungsweise. In geradezu obsessiver Weise thematisierte der Künstler in seinen Bildern sexuelle Motive und Tabubrüche. Immer ist es jedoch die Farbe, die das Bild beherrscht.