Renate
Bertlmann
* 1943
Renate Bertlmann gehört zu den feministischen Künstlerinnen der ersten Stunde. Die österreichische Künslterin kann auf 50 Jahre Kunstschaffen, Textproduktion und Materialsammlung zurückblicken. Seit den 1970er-Jahren stellt Bertlmann unermüdlich patriarchale Vorherrschaft in bizarren Formen aus. Der Phallus, Kondome und Brüste gehören zu den wiederkehrenden Motiven der Bertlmann’schen Ästhetik. Neben Installationen und Performances hat die Künstlerin auch ein vielseitiges zeichnerisches Œuvre geschaffen.
In einer Serie von Zeichnungen, die Bertlmann in den 1980er-Jahren anfertigte, tauchen Themen und Fragestellungen auf, die das gesamte Werk der Künstlerin bestimmen. Mit Buntstift und farbenfroher Ölkreide gestaltet die Künstlerin kleinformatige Blätter, auf denen sie Gesichter, fragmentierte Körper, Sterne und Herzen erscheinen lässt. Stilistisch an primitivistische Malerei oder an die art brut erinnernd, baut gerade die Einfachheit der Zeichnung eine starke Wirkung auf.
In der Zeichnung „Euter“ scheinen ein menschliches Herz und ein tierischer Euter zusammengewachsen zu sein. Rot- und Rosatöne sowie Orange und Violett dominieren. Starke Konturlinien in unterschiedlicher Farbgebung verleihen dem Herz eine pulsierende Wirkung. Die Milchdrüsen erinnern formal an Präservative, die immer wieder in Bertlmanns Werk auftauchen. Gesellschaftliche Symbole wie Euter und mütterliche Brust eignet sich Bertlmann geschickt an, um sie feministisch zu deuten. Auch in der Zeichnung verschwimmen die Grenzen von Begehren und Abscheu, Weichheit und Härte, Sinnlichkeit und Aggression.
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien.